Alexander von Humboldt-Themenvorträge während der Veranstaltungen zum zweiten Humboldt-Tag


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Am Abend des 24. Oktober 2024 wurden an der Hochschule für Fremdsprachen der Hunan Normal University zwei Vorträge zum Thema Alexander von Humboldt für Lehrkräfte und Studierende gehalten. Die Vorträge wurden vom Humboldt-Zentrum für transdisziplinäre Studien organisiert und hatten zum Ziel, neueste Ergebnisse der internationalen Humboldt-Forschung zu teilen.


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Dr. Tobias Kraft shared his insights on European Perspectives on Ancient American Cultures, Cultural Studies" and how Humboldt understood and addressed the challenges of different cultures. Between 1799 and 1804, Humboldt visited Spanish colonies in the Americas, the Antilles, and the United States. Kraft analyzed Humboldt's travel journals and publications from this period to explore how he interacted with different social classes such as nobles, local elites, Spanish clergy, and government officials.


Dr. Kraft emphasized that during his travels in the American colonies, Humboldt not only encountered people of European descent but also had direct contact with the slaves and indigenous people. These experiences profoundly affected Humboldt, especially during his two visits to Cuba, where the local slavery left a deep impression on him. In 1826, Humboldt published a significant study strongly rejecting slavery and criticized the local elites openly for their lack of humanity and political vision.


However, Dr. Kraft noted that Humboldt's contact with enslaved people was never close nor personal; he looked at slavery and enslaved people as an observer. In contrast, Humboldt's direct contact with indigenous people was much more closer. In the markets of Quito, Lima, and Mexico City, Humboldt witnessed the lives of indigenous people firsthand. Along the shores of the Orinoco and the ridges of the Andes, Humboldt relied on the knowledge of local guides and spent time with different indigenous nations he had never heard of before.


Dr. Kraft's lecture was not only a review of Humboldt's life but also an exploration of how Humboldt influenced thoughts on indigenous peoples and cultures through travel and research. He emphasized that Humboldt's experiences gave him a deep understanding of cultural diversity, although he failed to fully resolve these tensions through language, discourse, or intellect.


At the end of the lecture, Dr. Kraft posed a key question: How do we understand the other? Although simple, this question is obviously very challenging. He encouraged participants to view the lecture as an invitation for dialogue and questions rather than a final conclusion about Humboldt.


*Dr. Tobias Kraft is a German Literary scholar who works at the intersection of philosophy and digital humanities. Since 2015, he has led a long-term research project at the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities, dedicated to developing a digital edition of Humboldt. He also founded and managed the “Proyecto Humboldt Digital” (ProHD), a German-Cuban initiative to promote digital humanities and the digital scholarly edition of 19th-century colonial manuscripts (2019–2023).



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Der Vortrag von Dr. Christian Thomas mit dem Titel „Das digitale Paradigma und seine Folgen für die Erstellung von Druck-, Online- und hybriden wissenschaftlichen Ausgaben“ begann mit der Einführung in das Konzept digitaler wissenschaftlicher Ausgaben und betonte die Unterschiede zum traditionellen Druckverlag. Er stellte fest, dass digitale wissenschaftliche Ausgaben darauf abzielen, digitale Technologien zu nutzen, um mehr Interaktivität und analytische Werkzeuge bereitzustellen. Dr. Thomas erläuterte auch zwei hybride Projekte, die an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Geisteswissenschaften sowie an der Klassik Stiftung Weimar durchgeführt werden: das Alexander von Humboldt-Projekt und das Johann Wolfgang von Goethe-Projekt. Diese Projekte zielen darauf ab, hochwertige digitale und gedruckte Ausgaben zu erstellen, um den Bedürfnissen verschiedener Nutzer gerecht zu werden.


In seiner Präsentation sprach Dr. Thomas über die Herausforderungen, die der digitale Verlag mit sich bringt, darunter, wie man künstliche Intelligenz effektiv zur Unterstützung bei der Texterkennung und -übersetzung einsetzen kann und wie man die Nachhaltigkeit digitaler Ausgaben sicherstellt. Er betonte besonders die Bedeutung der Transparenz und Reproduzierbarkeit von Daten während des Digitalisierungsprozesses. Während der Fragerunde diskutierte Dr. Thomas das Potenzial und die Grenzen von KI im akademischen Verlagswesen und argumentierte, dass, obwohl KI große Fortschritte bei der Texterkennung gemacht hat, ihre Rolle bei Aufgaben, die ein tiefes historisches Verständnis und sprachliche Nuancen erfordern, immer noch begrenzt sei. Darüber hinaus erwähnte Dr. Thomas das Potenzial für internationale Zusammenarbeit im digitalen Verlagswesen, insbesondere die Kooperation unter verschiedenen sprachlichen und kulturellen Hintergründen. Er ermutigte chinesische Wissenschaftler, an internationalen Austauschprogrammen im Bereich digitale Geisteswissenschaften teilzunehmen, um die globalen akademischen Ressourcen zu bereichern.


Am Ende des Vortrags stellte Dr. Thomas die Frage: Gibt es eine Zukunft für den Druck (im digitalen Zeitalter)? Durch den Vergleich der Vorzüge und Einschränkungen von digitalen und gedruckten Ausgaben ist er der Meinung, dass, wenn das digitale Paradigma verfolgt werden kann und die Nachhaltigkeit der Daten selbst bei einer gedruckten Ausgabe aufrechterhalten werden kann, die gedruckte Ausgabe dennoch ihren Wert behält.


*Dr. Christian Thomas arbeitet seit 2009 an Digitalisierungsprojekten wie dem Deutschen Textarchiv und dem europäischen Infrastrukturprojekt CLARIN. Derzeit konzentriert er sich auf digitale/hybride wissenschaftliche Ausgaben von Alexander von Humboldts Manuskripten und Reisetagebüchern an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Geisteswissenschaften sowie auf Johann Wolfgang von Goethes Briefen und Tagebüchern an der Klassik Stiftung Weimar. Seine Doktorarbeit konzentrierte sich auf die digitale Edition und computergestützte Analysen von Humboldts Kosmos-Vorlesungen.




Die Vorträge endeten inmitten lebhafter Diskussionen. Sie sind Teil der Reihe „Die Welt neu denken“, die zum zweiten Humboldt-Tag gehört.

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